Der Ausstieg aus der Pflege ist eine Entscheidung, die von vielen Pflegekräften getroffen wird. Die Gründe dafür können vielfältig sein und reichen von physischer und emotionaler Erschöpfung bis hin zu dem Bedürfnis nach einer beruflichen Veränderung. Wenn Pflegekräfte den Entschluss fassen, aus der Pflege auszusteigen, machen sie oft interessante und wertvolle Erfahrungen, die ihr weiteres berufliches und persönliches Leben prägen.
Ausstieg aus der Pflege: Ambivalenz der Gefühle
Der Ausstieg aus der Pflege kann mit gemischten Gefühlen einhergehen. Einerseits können Pflegekräfte Erleichterung empfinden, dass sie den fordernden und belastenden Alltag in der Pflege hinter sich lassen können. Andererseits kann es auch ein Gefühl des Verlusts geben, da die Pflege oft eine erfüllende und sinnstiftende Tätigkeit ist, in der man direkten Einfluss auf das Wohlergehen anderer Menschen hat. Es ist wichtig, diese Ambivalenz anzuerkennen und sich bewusst zu machen, dass der Ausstieg aus der Pflege eine individuelle Entscheidung ist, die auf persönlichen Erfahrungen und Bedürfnissen basiert.
Erfahrungen: Ausstieg aus der Pflege
Wir habe nach Erfahrungen recherchiert – zudem bekommen wir immer wieder Anfragen und Kommentare unserer User zugesendet. Es folgen Beispiele:
Eine Krankenschwester namens Marion D., 52 Jahre alt und Teamleiterin in einer zentralen Notaufnahme, hat aufgrund der untragbaren Arbeitsbedingungen ihren Job resigniert. Marion beschloss, zu kündigen, da die Qualität der Versorgung beeinträchtigt wurde und ihre Belastbarkeit und Gesundheit darunter litten. Sie erkennt die Schwierigkeit, einen Job aufzugeben, den sie einst geschätzt hat, glaubt aber, dass dies die einzige tragbare Option war.
Quelle: [Erfahrungsbericht – „Ich dachte, ich arbeite bis zur Rente in der Pflege“](https://www.bibliomed-pflege.de/news/ich-dachte-ich-arbeite-bis-zur-rente-in-der-pflege)
Eine Krankenschwester namens Kathrin H. hat ihren Job aufgegeben, da sie sich aufgrund der hohen Arbeitsbelastung, unzureichender Bezahlung und des Gefühls, nicht wertgeschätzt zu werden, frustriert fühlte. Die COVID-19-Pandemie hat diese Herausforderungen noch verstärkt und das emotionale Wohlbefinden der Pflegefachkräfte belastet. Sie empfindet mangelnde Unterstützung seitens der Krankenhausverwaltung und ist enttäuscht von der Haltung von Gegnern von Masken und COVID-19-Leugnern.
Quelle: [#pflegteuchdochselbst: Darum schmeißen Pfleger ihren Job hin – DER SPIEGEL](https://www.spiegel.de/karriere/pflegteuchdochselbst-darum-schmeissen-pfleger-ihren-job-hin-a-6fcf927a-0fdd-4f46-91fc-0b2e293cde69)
Unsicherheit und berufliche Neuorientierung
Eine der häufigsten Erfahrungen beim Ausstieg aus der Pflege ist eine gewisse Unsicherheit bezüglich der beruflichen Neuorientierung. Nach Jahren in der Pflege ist es oft eine Herausforderung, sich in einem anderen Arbeitsfeld zurechtzufinden und die eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen auf neue Aufgaben anzuwenden. Es kann auch eine gewisse Sorge um die finanzielle Sicherheit geben, da der Verdienst in der Pflege oft vergleichsweise hoch ist und ein Wechsel in einen anderen Bereich möglicherweise mit finanziellen Einbußen verbunden ist. Dennoch zeigen viele ehemalige Pflegekräfte, dass sie in der Lage sind, erfolgreich in anderen Berufsfeldern Fuß zu fassen und neue Perspektiven zu entdecken.
Neue Interessen und berufliche Möglichkeiten
Der Ausstieg aus der Pflege ermöglicht es ehemaligen Pflegekräften, neue Interessen und Leidenschaften zu verfolgen und ihre beruflichen Fähigkeiten auf andere Bereiche anzuwenden. Neben den bereits genannten Tätigkeitsfeldern wie der Gesundheitsberatung, Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder der Patientenbegleitung gibt es noch weitere berufliche Möglichkeiten.
Arbeit bei einer Krankenkasse
Eine interessante Option für ehemalige Pflegekräfte ist die Arbeit bei einer Krankenkasse. In dieser Rolle können sie ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen aus der Pflege nutzen, um Versicherungsleistungen zu prüfen, medizinische Gutachten zu erstellen oder in der Patientenbetreuung und -beratung tätig zu sein. Die Arbeit bei einer Krankenkasse bietet eine andere Perspektive auf das Gesundheitssystem und ermöglicht es, aktiv an der Gestaltung von Versorgungsleistungen mitzuwirken.
Weitere medizinische Berufe
Der Ausstieg aus der Pflege eröffnet auch die Möglichkeit, in anderen medizinischen Berufen Fuß zu fassen. Pflegekräfte verfügen über fundiertes medizinisches Fachwissen und können dieses Wissen in verschiedenen medizinischen Berufsfeldern einsetzen. Zum Beispiel könnten ehemalige Pflegekräfte eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten absolvieren und in Arztpraxen, medizinischen Zentren oder Kliniken tätig sein. Auch eine Weiterbildung zum Praxismanager oder zur Praxismanagerin kann eine interessante Option sein, um administrative und organisatorische Aufgaben im Gesundheitswesen zu übernehmen.
Selbstständigkeit
Etwas ganz Anderes?
Andere finden ihre Berufung in ganz anderen Branchen wie der Sozialarbeit, dem Coaching oder dem Eventmanagement. Die Erfahrungen und Fähigkeiten, die in der Pflege erworben wurden, wie Empathie, Organisationstalent und Kommunikationsfähigkeit, sind in vielen Bereichen gefragt und können zu einer erfolgreichen beruflichen Neuorientierung beitragen.
Persönliches Wachstum und Selbstreflexion
Der Ausstieg aus der Pflege kann auch eine Chance für persönliches Wachstum und Selbstreflexion sein. Es ermöglicht den ehemaligen Pflegekräften, ihre eigenen Bedürfnisse und Prioritäten neu zu bewerten und herauszufinden, was sie wirklich im Leben erreichen möchten. Es kann eine Zeit der Selbstfindung und Neuorientierung sein, in der man neue Talente entdeckt, neue Hobbys ausprobiert oder sich persönlich weiterentwickelt.
Fazit
Insgesamt ist der Ausstieg aus der Pflege eine persönliche Reise, die von individuellen Erfahrungen und Erkenntnissen geprägt ist. Es kann eine Zeit der Unsicherheit, aber auch der Chancen und des persönlichen Wachstums sein. Die Erfahrungen, die während des Ausstiegs aus der Pflege gemacht werden, können wertvolle Lektionen liefern und neue Perspektiven eröffnen. Es ist wichtig, diesen Prozess mit Offenheit, Selbstreflexion und Mut anzugehen und die eigenen Bedürfnisse und Ziele im Blick zu behalten.