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Fragen & Antworten

Pflexit – Der Ausstieg aus der Pflege

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Pflexit – Ausstieg aus der Pflege: Gründe, Herausforderungen und Alternativen

In den letzten Jahren ist ein besorgniserregender Trend in der Pflegebranche aufgetreten, der unter dem Begriff „Pflexit“ bekannt ist. Diese Wortkreation, die aus der Verschmelzung der deutschen Bezeichnung „Pflege“ und dem englischen „Exit“ (deutsch: Ausgang, Abgang, Beenden) entstanden ist, beschreibt den Weggang professioneller Pflegekräfte aus ihren Berufen oder Tätigkeitsfeldern. Der Pflexit-Monitor der Paul Hartmann AG führte 2018 erstmals eine Online-Umfrage unter 300 Pflegekräften in Deutschland durch, um die Situation zu untersuchen. Dabei wurde deutlich, dass der Begriff „Pflexit“ den aktuellen Pflegenotstand verdeutlichen soll. Viele Pflegekräfte denken ernsthaft über einen Ausstieg aus ihrem Beruf nach, hauptsächlich aufgrund des permanenten Personalmangels und der generell hohen Arbeitsbelastung.

Das Pflegepersonal Stärkungsgesetz

Das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz von 2018 wurde eingeführt, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken, indem es mehr Stellen und bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege vorsah. Es markierte den ersten Schritt in Richtung einer veränderten Finanzierung der Pflege. Allerdings verschärfte sich die Sorge vor einer „Massenflucht von Arbeitskräften“ im Jahr 2021 durch die COVID-19-Pandemie. Verbände und Einrichtungen warnen vor einem massenhaften Pflexit in allen Bereichen der Pflege aufgrund der Überlastung von Pflegefachpersonen. Obwohl belastbare Zahlen, die dieses Risiko belegen, für weite Teile der Profession nicht vorliegen, steht fest, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern und den Pflegenotstand zu lindern.

Versorgungsunsicherheit durch Pflexit

Die aktuelle Situation in der Pflegebranche birgt die ernsthafte Gefahr einer Versorgungsunsicherheit. Das Deutsche Krankenhaus Institut hat zum Ende des vergangenen Jahres alarmierende Daten veröffentlicht, die eine drohende Zunahme der Fluktuation des pflegerischen Personals auf den Intensivstationen deutscher Krankenhäuser belegen.

  • Diese Umfrageergebnisse bestätigen, was bereits gefühlt in allen Pflegesettings Realität ist und durch die Pandemie offensichtlich massiv verstärkt wurde: Pflegende geben auf, insbesondere dort, wo die Belastung mit jeder Welle der Pandemie besonders erbarmungslos und für alle sichtbar zuschlägt.
  • Um das Phänomen des „Pflexit“ genauer zu erforschen und nicht nur für den Bereich der Intensiv- und Anästhesiepflege, sondern auch für andere Bereiche der Pflege relevante Erkenntnisse zu gewinnen, führte die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) eine nicht repräsentative Umfrage unter beruflich Pflegenden durch.
  • Die Ergebnisse zeigen ein deutliches Szenario des „Pflexit“, insbesondere in der Langzeitpflege. Während etwa 20 Prozent der in der Akutpflege und ambulanten Versorgung tätigen Teilnehmer konkret über einen Ausstieg aus dem Pflegeberuf nachdenken, beschäftigt sich sogar ein Drittel der Teilnehmer aus der stationären Langzeitpflege mit der Absicht, den Beruf zu verlassen.

Gründe für den Pflexit

Die Gründe für den angestrebten „Pflexit“ sind vielfältig, lassen sich aber klar auf einen empfundenen Mangel zurückführen. Es fehlt an Zeit, Anerkennung, angemessener Entlohnung, Entlastung und zusätzlichem Personal. Die Antworten der Befragten sind auffallend geprägt von Mangel- und Überlastungsattributen. Worte wie „gering, wenig, keine, fehlend, mangelnd, kaum, nie“ stehen im Kontrast zu Begriffen wie „immer, ständig, hoch, viel, Druck, oft“. Darüber hinaus wurde auch die zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht verabschiedete, aber bereits politisch diskutierte einrichtungsbezogene Impfpflicht als Grund genannt.

Die Umfrageergebnisse bestätigen, dass die Pandemie als Brandbeschleuniger gewirkt hat. Über 70 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich aufgrund der Belastungen der Pandemie wesentlich häufiger mit Gedanken an Fluktuation oder Berufsausstieg auseinandersetzen. Als mögliche Gegenmaßnahmen nannten die Befragten vor allem eine bessere Bezahlung, aber auch deutlich verbesserte Rahmenbedingungen und eine bessere Planbarkeit. Eine angemessene Personalausstattung wurde immerhin von 45 Prozent der Befragten als wirksame Maßnahme gegen den „Pflexit“ betrachtet. Dabei wurde beispielsweise häufig das Stichwort „35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich“ genannt.

Pflexit – Wahrheit oder Trugschluss

Es ist bemerkenswert, dass trotz der Diskussionen über den „Pflexit“ und der Sorge um den Pflegenotstand Zahlen vorliegen, die einen Anstieg der Pflegekräfte zeigen. Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (Dip) verzeichnete Ende März in einer Studie für Nordrhein-Westfalen einen Höchststand an qualifizierten Pflegekräften im Juni 2021 mit 274.396 Personen. Zum Internationalen Tag der Pflege bestätigte das Statistische Bundesamt diesen Trend für die gesamte Republik: Zwischen 2010 und 2020 stieg die Zahl der Pflegekräfte in Krankenhäusern um 18 Prozent und in der Altenpflege zwischen 2009 und 2019 sogar um 40 Prozent.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum so viele Pflegeverbände, Parteien, Publikumsmedien und Fachmedien besorgt über den „Pflexit“ sind, wenn es offensichtlich keinen signifikanten Rückgang an Pflegekräften gibt. Mein Verdacht ist, dass dies zum großen Teil mit der Verbreitung von Online-Umfragen in der Pflege zusammenhängt. Diese Umfragen sind seit Jahren beliebt, und während der Corona-Pandemie haben sie sprunghaft zugenommen.

Online-Umfragen können wertvolle Einblicke und Erfahrungen von Pflegekräften liefern, aber sie sind nicht repräsentativ für die gesamte Pflegebranche. Sie können bestimmte Aspekte verstärken und einen Eindruck von einem weit verbreiteten Phänomen erwecken, auch wenn dies möglicherweise nicht der Realität entspricht. Dies kann zu einer Verzerrung der öffentlichen Wahrnehmung führen und die Sorge um den „Pflexit“ verstärken, selbst wenn die Zahlen eine positive Entwicklung zeigen.

Fazit zum Pflexit

Der Begriff „Pflexit“ beschreibt den Weggang professioneller Pflegekräfte aus ihren Berufen und Tätigkeitsfeldern. Die Gründe für einen solchen Ausstieg sind vielfältig und gehen in erster Linie auf empfundene Mängel wie Zeitmangel, mangelnde Anerkennung, unangemessene Entlohnung, Überlastung und fehlendes zusätzliches Personal zurück. Die Belastungen der COVID-19-Pandemie haben diese Probleme verstärkt und als Brandbeschleuniger gewirkt.

Trotz der Besorgnis über den „Pflexit“ zeigen Statistiken einen Anstieg der Pflegekräfte in Krankenhäusern und in der Altenpflege. Dennoch dürfen wir die Sorgen und Erfahrungen der Pflegekräfte nicht ignorieren, auch wenn Online-Umfragen nicht repräsentativ für die gesamte Pflegebranche sind. Eine ausgewogene Diskussion über den „Pflexit“ sollte sowohl die Herausforderungen als auch die Fortschritte in der Pflegebranche berücksichtigen.